Da ich kein ausgesprochener Sandstrand-Fan bin, war es für mich gar nicht so schwierig nach nur dem sehr kurzen Aufenthalt von einer Nacht das durchaus sehr touristische Long Beach am frühen Vormittag wieder zu verlassen.
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Allerdings nicht mit dem Rad, sondern mit dem Zug. Die Straßenverhältnisse sind teilweise so schlecht (und vor allem waren sie gestern superschlecht), dass es schon allein deswegen nur eingeschränkt Freude macht zu radeln. Einerseits muss man IMMER die Augen auf der Straße haben, um die schon erwähnten Schlaglöcher, abgesekten Gullideckel, Risse, Aufplatzungen, Unrat und Glasscherben zu vermeiden. Anderseits sollte man auch die Ampeln wahrnehmen und so bin ich gestern wieder mal voll “reingerauscht“ als ich einen Wahrnehmungskonflikt hatte zwischen Ampel, die gerade die Farbe wechselte und einem plötzlich auftauchenden, abgesenkten Gullydeckel. Ich dachte schon Vorder- UND Hinterrad geben den Geist auf, aber das Material hielt. Dann lenkt einen die Fahrrad-App wohlweislich auf Straßen, die entweder eine “bike-lane“ ausweisen oder wenig befahren sind, was die Überlebens-Chancen deutlich erhöht, was aber z.T. deutliche Umwege und auch zusätzliche Höhenmeter (!) bedeutet.
Körperliche Unzulänglichkeiten, die sich immer mehr ausbreiten kommen dazu, und so habe ich beschlossen, ab dem heutigen Tag zum Schönwetter-Radler zu werden und mehr zu repondulieren. Also fahre ich die größeren Strecken in den nächsten Tagen mit dem Zug. Und das hat heut sehr gut geklappt. Fahrräder können ausserhalb der Stoßzeiten problem- und kostenlos mitgenommen werden.
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Während der Bahnfahrt wird man dann per unverständlicher Durchsage darauf hingewiesen, wenn ein Zugteil nicht mehr an den Bahnsteig passt (Bild mitte) und man daher nicht aussteigen kann. Wer hier aussteigen will, muss dann relativ schnell in einen anderen Zugteil gehen. Das ist sehr pragmatisch gedacht, bloß wenn man plötzlich ein Rad durch einen Doppeldecker-Zug bringen muss, kommt man sicher sehr ins Schwitzen. (Passierte mir nicht. Ich hatte mich vorher informiert, aber mulmig war mir trotzdem, da am Bahnhof vor meinem Zielbahnhof plötzlich unsere Türen blockiert waren).
In Shirley angekommen konnte ich zum Glück als “early bird“ das Zimmer in meinem Airbnb schon um 13 Uhr in Beschlag nehmen. Gerade als ich mich aufmachen wollte, um zumindest den Sandstrand von Shirley zu beäugen, begann es sintflutartig zu regnen, so dass ich nur zum nächsten Deli geradelt bin, um zumindest überleben zu können.
Der morgige Tag bringt mich an die östlichste Spitze von Long Island bei gutem Wetter (so wurde es mir zugesagt), denn ich sollte irgendwann meine Füße doch noch in den Sand gesteckt haben, und für seinen Strand ist Montauk bekannt.
Lieber Thomas,
Gratulation zu dieser Leistung. Durch deine Problemlösungskompetenz und dein grosses Netzwerk ist es dir gelungen, unglaubliche und nicht vorhersehbare Widerstände zu beseitigen und dennoch nicht den Mut zu verlieren. Grosse Klasse!
GRUß Gerhard
Vielen Dank, Bruder! Es war eine hammerharte Tour, aber auch mit vielen sehr schönen Erlebnissen…